Flüsse winden sich aus Schluchten am Tafelberg, feine Sandstrände laden zum Schlendern ein, Atlantik und Indischer Ozean sind gleichzeitig zu sehen. Das Meer, die Berge, die Stadt liegen dicht beieinander. Grandiose Aussichten, Delphine und Wale tummeln sich im Meer, der kühle Meereswind bei heißen Temperaturen, Pferde laden zum Reiten ein und weitere, wunderschöne Highlights lassen aufregende Tage in Südafrika, genauer gesagt in Kapstadt, ausklingen.
Bei meiner Recherche verstehe ich so langsam, warum der südafrikanische Sänger Ike Moriz dem überschaubaren Bergedorf schon vor Jahren den Rücken zugekehrt hat. Anlässlich seiner aktuellen Norddeutschland-Tour habe ich mich mit ihm im Sachsentor getroffen. Ike Moriz spricht mit mir über Livestyle und Konzerte in seiner Wahlheimat Kapstadt, der Sehnsucht nach dem wilden Leben in Südafrika, persönlichen Texten und wie sich Familie anfühlt.
1. Ike, du wohnst in Kapstadt. Bist du dorthin gezogen, weil du dort mit deiner Musik richtig durchstarten konntest oder gab es auch eine Sehnsucht, die gestillt werden musste?
Ike: Ich war in meiner Jugend ziemlich unentschlossen, was meinen beruflichen Werdegang betraf. Von 9 bis 17 Uhr im Büro zu sitzen erschien mir sehr langweilig. Genervt von der Bundeswehrzeit und diesem beruflichen Konflikt habe ich mich dann vor Jahren für verschiedene Praktika in Südafrika entschieden. Ich hatte solche Lust auf Freiheit, grandiose Landschaften, wilde Tiere, wunderschöne Sonnenuntergänge, tolles Wetter, und nicht zuletzt Abenteuer. Ich half meinem Cousin auf seiner Zitrusfarm, ritt ohne Sattel in der Steppe, genoss die tollen Ausblicke, die wilden Tiere und das traumhafte Wetter … und blieb 6 Monate.
Es war eine so unglaubliche Erfahrung, dass sich danach eine tiefe Sehnsucht nach Südafrika, dem Land der Kontraste, entwickelte.
Ich absolvierte ein Studium in Dresden mit Musik, Gesang, Schauspiel und Tanzen. Danach habe ich sechs Jahre in London gelebt, wo ich in Rock Bands gespielt, in Musicals gesungen und meine eigene Plattenfirma Mosquito Records London gegründet habe. 2005 bin ich in meine Wahlheimat Südafrika gezogen. Dort lief das Musikbusiness richtig gut und ich wurde schon 2006 zu einem der besten fünf Sänger des Landes gewählt. Auch im schauspielerischen Bereich habe ich Erfolge zu verzeichnen: ich habe in vielen bekannten internationalen Spielfilmen wie z.B. Alfie, Shanghai Knights und Love Actually als auch in Südafrikanischen und Britischen TV Serien wie Eastenders, Strike Back, Backstage, Family Affairs und The Bill mitgespielt. Ja, es läuft und ich habe als Jazz- und Popstar, Produzent und Schauspieler international viel Beachtung gefunden. Stilistisch reicht meine Musik von melodiösem Indie Pop/Rock über Latin/Easy Listening bis hin zu Jazzigem Swing und Blues (alle auf iTunes und Amazon zu erhalten).
2. Was fasziniert dich an dem südafrikanischen Leben?
Ike: In erster Linie die südafrikanische Vielfalt, das spontane Leben, 80 % schönes Wetter, abenteuerlustige Menschen. Hier hast du alles: Sonne, Strand, Berge, Meer, Wüste, Wildnis, Tierreservate, magische Landschaften und Sonnenuntergänge.
Es gibt viel Kultur in Kapstadt. Hier tummeln sich jede Menge interessante Musiker in diversen Clubs, in Parks und bei Weinevents. Es schmeckt eben besonders gut, wenn man der untergehenden Sonne zuschaut (grins).
Ich kann hier kreativ und engagiert sein. Meine Frau unterstützt mich dabei, denn sie ist Eventmanagerin. In 2010/2011 bin ich zum Haus-Entertainer an drei der bekanntesten Fünf-Sterne Hotels Kapstadts (z.B. Cape Grace) geworden. Meine Songs haben in Südafrika die Charts erobert und meine Musikvideos sind regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Ich arbeite mit Top-Session-Musikern zusammen und das alles ist meine Welt. Ich liebe eben meine Arbeit!
3. Du bist ein Sänger, der gerne vor kleinerem Publikum singt, anstatt auf großen Bühnen. Woran liegt das?
Ike: Das liegt daran, dass hier eher auf Firmenfeiern und Weinfesten mit 150 – 200 Leuten gefeiert wird. Das hat eine persönliche Atmosphäre und jeder Auftritt wird dadurch anders. Aber ich bin auch in allen großen Auftrittsorten Kapstadts und Johannesburgs mit meiner Band gewesen (z.B.. Kirstenbosch, City Hall, Waterfront Amphitheatre, FTV, Back2Basics, Blues Room, The Crypt, Green Dolphin, Rainbow Room etc.).
4. Jetzt eine private Frage: Was macht Ike, wenn er mal keine Lust auf Musik hat?
Ike: Dann fotografiere ich Wale, gehe klettern, fahre raus in die Natur und widme mich ausschließlich meiner Familie. Aber ehrlich, so viel Zeit bleibt mir eigentlich gar nicht (lacht). Es ist viel Arbeit, in jedem Jahr ein neues Album rauszubringen. Mittlerweile verbringe ich meine Zeit mit 20 % Musik und 80 % mit PR-Arbeit, Vorbereitung der Studioaufnahmen, Kontaktpflege, Musikerauswahl und vieles mehr.
5. Ike, im Moment bist du auf Norddeutschlandtournee. Wo haben Auftritte stattgefunden oder sind noch welche geplant?
Ike: Ich war in Potsdam, in Geesthacht und 9 weitere Termine stehen fest, die ihr hier auf meiner deutschen Webseite Ike Moriz sehen könnt. Ende September geht es dann wieder zurück nach Kapstadt.
6. Deine neue CD „Gold Rush“ ist bereits das 18. Album! Wo ist es erhältlich?
„Gold Rush“ ist seit dem 14. Mai 2017 auf allen Online-Plattformen erhältlich: 11 brandneue Songs mit 10 Eigenkompositionen sowie mit einem Cover des David Bowie Hits ‘Golden Years’!
Auf anderen CDs von mir sind Texte über Johannisburg und Kapstadt, die sich volkswirtschaftlich und politisch in den letzten Jahren sehr verschlechtert haben, veröffentlicht. Fast 20 Jahre nach dem Ende der Rassentrennung haben sich die Hoffnungen der meisten Südafrikaner auf ein besseres Leben nicht erfüllt. Die Kluft zwischen Reich und Arm ist sogar noch größer geworden. Dieser Frust entlädt sich in täglichen Protesten und in unkontrollierten Streiks. Die Regierung trägt wenig zur Lösung bei. Gerade im Bereich der Energieversorgung macht es sich bei uns bemerkbar. Wir haben oft Stromausfall und dann komme ich bei meinen Auftritten schon ganz schön ins Rotieren.
Ich verarbeite weitere aktuelle Themen wie Mord- und Totschlag, das Engagement der „Heroes in Red“, aber auch Lovesongs. Bei vielen Projekten engagiere ich mich und unterstütze auf Charity-Veranstaltungen.
Hier könnt ihr euch gerne einige meiner Videos auf YouTube anhören:
7. Du hast mittlerweile eine kleine Familie, die aktuell mit dir auf Tournee sind. Wird der Sänger mit dem wilden Leben sesshaft?
Ike: Du hast Recht. Mit Familie ändert sich alles. Ich habe lange gewartet, bis ich die richtige Frau fürs Leben gefunden habe. Aber es fühlt sich toll an. Unser Glück ist mit der Geburt unserer Tochter sowie unserer Adoptivtochter aus dem Kongo noch perfekter geworden. Ich vermisse die beiden, wenn ich auf Tournee gehe. Beim nächsten Mal, wenn ich durch Europa reise, dann müssen sie unbedingt mit! In solchen Momenten schreibe ich besondere Songs über meine Frau oder meine Töchter.
8. Ike, was wünscht du dir für die Zukunft?
Einfach mal durchschlafen (lacht). Wie das bei Eltern so ist. Der Schlaf kommt definitiv zu kurz in letzter Zeit. Unsere 3-jährige Sofia hält uns beide ganz schön auf Trab.
In Sachen Musik wünsche ich mir natürlich weiterhin Erfolg. Im nächsten Jahr möchte ich gerne wieder auf Deutschlandtournee gehen und freue mich, wenn sich Konzertveranstalter bei mir melden.
9. Zum Schluss ein Motto oder ein Satz, nach dem du lebst:
Ganz wichtig ist es für mich, nicht zu wissen, was morgen passiert. Ich liebe die Magie der Ungewissheit.
Ike, vielen Dank für das Interview.
Ich hätte ihm noch stundenlang zuhören können und wäre am liebsten in der warmen Sonne mit ihm sitzen geblieben, dem charmanten Musiker aus Bergedorf. Doch er hatte abends noch einen Auftritt und musste los. So blieb ich noch eine Weile im Café und erfreute mich an dem südafrikanischen Feeling, das er während seiner Erzählungen in mir hervorgerufen hatte. Eure HeidivomLande
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