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In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts boomte der Blutegel-Handel.

 
Hallo liebe Leser,
heute als Heilmittel fast vergessen, wurden die Saugwürmer mit ihren kleinen Zähnchen – die Blutegel – im 19. Jahrhundert zuhauf aus dem Bezirk Bergedorf verkauft.

Der Vierländer Blutegel-Handel war ein erfolgreicher Wirtschaftszweig, betrieben von Kleinbauern und Katen-Bewohnern. Mehr dazu erfahrt ihr nachfolgend …  

HEIDI VOM LANDE, Blog, Bloggerin, Hamburg

 

Heilende Helfer: Blutegel-Handel in den Vierlanden.

Im 19. Jh. zwischen weitläufigen Wiesen, verzweigten Kanälen und stillen Gräben prägte einst ein ungewöhnlicher Erwerbszweig das Leben in den Vierlanden.

Für den Blutegel-Handel gingen die ersten Ihlenfänger, so nannte man die Egelfänger, durch das Wasser und streiften sich am Ufer die Würmer von den Beinen, ehe die sich so richtig festgesaugt hatten.

Die feuchten Wiesen und Gräben der Region boten optimale Lebensbedingungen für die kleinen Tiere, die in der damaligen Medizin sehr gefragt waren.

In einer Zeit, als die Medizin auf natürliche Heilmittel setzte, galt der Blutegel als beinahe universelles Wundermittel gegen viele Krankheiten und wurde massenhaft an Ärzte, Heilpraktiker und Apotheken verkauft.

Es war sozusagen schon zur Mode geworden, sich das schlechte Blut absaugen zu lassen oder fiese Entzündungen damit zu heilen.

Ärzte, Apotheker und Heilpraktiker setzten die Egel ein, um Entzündungen zu lindern, den Blutfluss zu regulieren und allerlei Krankheiten zu behandeln – von Fieber bis zur Gicht.
 

Goldesel: Erfolgreiche Geschäfte für Blutegel-Verkäufer.

In mühevoller Arbeit sammelten Bewohner der Vierlande, die sog. Kätner – Bewohner einer Kate, also überwiegend Handwerker, Tagelöhner und Arme – die Blutegel aus den Gräben und Wiesen, um sie anschließend lebend auf den Märkten Hamburgs und weit darüber hinaus zu verkaufen.

Als die Gewässer in den Vierlanden leergefischt waren, zogen die Ihlenfänger über Lauenburg, Mecklenburg, Preußen und Sachsen, um die kleinen Tierchen zu besorgen.

Ab 1830 fuhren die Abenteurer mit Planwagen nach Polen, Ungarn, Rumänien, Galizien – und schließlich bis ins Innere Russlands.

Laut Wikipedia wurden in der Hochblüte jährlich um die vier Millionen Blutegel, 200.000 bis 500.000 Tiere pro Wagenladung, importiert.

Was nach der Rückkehr eines Convoys nicht gleich verkauft werden konnte, kam in den Vierlanden in abgeteilte Gräben.

Es wurde gut mit dem Handel verdient und so mancher Vierländer zog als armer Mann los und kam als gemachter Mann zurück.

Eine Zeit lang galten die Ihlenfänger reicher als die für ihre Wohlhabenheit bekannten Gemüsehändler der Vierlande.
 

Abtötung durch Antisepsis: Dürre Zeiten für Blutegel.

Ab der Wende zum 20. Jahrhundert ging der Blutegel-Handel zurück; zum Beginn des Ersten Weltkriegs führten rückläufige Fangergebnisse, russische Ausfuhrzölle und das Aufkommen der Eisenbahn zum Ende der Wagenfahrten.

Das zunehmende Bewusstsein der Bevölkerung für eine effektive Krankheitsbekämpfung mithilfe von Antisepsis drängte die schmierige Behandlung durch Blutegel ebenfalls stark zurück.

1928 starb im Alter von 91 Jahren Johann Schröder – der letzte Blutegel-Händler aus Kirchwerder.
 
EURE HEIDI VOM LANDE
 


Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Vierl%C3%A4nder_Blutegelhandel, https://www.welt.de/print-wams/article140912/Blutegel-als-Verkaufsschlager.html, Buch Vierlande: Kulturgeschichte zwischen Elbe und Bille, Band 1, vom Kultur- und Geschichtskontor 2012.
 


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Written by HEIDI VOM LANDE, Bloggerin